Sonntag, 23. Oktober 2011

-Urlaub im Kosovo-

Gastbeitrag von Sven und Ricarda - Oktober 2011-

Über das Dresdner Paddelforum  wurden wir auf das Projekt von SHL im Kosovo aufmerksam.
Die Idee und das Konzept gefielen uns auf Anhieb. Die aktuellen Lebensbedingungen und der Alltag in diesem Land, das von ethnischen Konflikten geprägt ist und in dem ein allseits bekannter Krieg 10 Jahre zurück liegt, weckten unser Interesse. Im Vorfeld bestand außerdem schon eine geraume Zeit die Neugier auf die unberührte Natur der albanischen Alpen.

Vorbereitungen
Wir planten mit entsprechendem Kartenmaterial Wander- und kombinierte Wander- und Paddeltouren und informierten uns über Historie, Sicherheitslage und Reisebedingungen.
Die erste und einzige Hürde dieses Urlaubs waren so manche Reaktionen unseres Umfelds in Bezug auf unser Vorhaben. Sie reichten von stiller Bewunderung bis öffentlich erklärter Unzurechnungsfähigkeit. Häufig schien in den Köpfen noch die in der Vergangenheit geprägte Angst vor Krieg/Gewalt, Unruhen, Minenüberresten oder aber auch eigene Erlebnisse fest verankert.Wir verließen uns auf die aktuellen Angaben des auswärtigen Amtes (welches die Sicherheitslage as ruhig und das Land als praktisch minenfrei einstuft) und Empfehlungen aus der geringen Auswahl an Reiseführern. So "sprangen" wir zu Viert neugierig in unser Urlaubsabenteuer!

Ankommen auf "kosovarisch"
Im Austausch mit Sebastian hatten wir das Jugendzentrum von "Schüler helfen Leben" in Rahovec zu unser ersten Anlaufstelle erklärt. Nach der Ankunft außerhalb von Prishtina (JA: es gibt internationale Flughäfen ohne öffentliche Verkehrsmittelanbindung!!) ließen wir uns nach Rahovec bringen und mussten doch bereits erste Zweifel an unserer Reisedestination unterdrücken, während wir durch die karge und trockene Ebene des Kosovo vorbeifuhren an tristen Fronten neuer Ziegelhäuser und Müllbergen, die fester Bestandteil der Landschaft werden sollten.

Im Kosovo gibt es kaum Straßennamen oder Adressen, üblich sind eher Beschreibungen des Weges. So fanden wir auch nach geraumer Suche das Jugendzentrum und wurden herzlich empfangen! Im unteren, albanischen Teil der Stadt verbrachten wir den Abend im Jugendzentrum mit Sarah und Sebastian bei einer englischsprachigen Diskussionsrunde der kosovoalbanischen Jugendlichen, deren Interesse wir als 4 deutsche Touristen schnell geweckt hatten. Stolz erzählten sie über ihre Heimat, den Weinanbau in Rahovec und unvermeidlich wurde auch das Thema "Zugehörigkeit zu Albanien" angeschnitten.
Wir verbrachten einen lustigen und geslligen Abend in der Wohnung der Freiwilligen im serbischen Teil der Stadt. Dort durfte wir auch unsere Boote deponieren, welche für die erste Wandertour entlang der Miruha-Wasserfälle und grenznah in den albanischen Alpen unnötiges Gepäck darstellten. (Was wäre wohl passiert wenn wir sie zu den Wasserfällen mitgenommen... ;-) ??? )



Trampen erwies sich schnell als ultimative Transportform im Kosovo: schnell, unkompliziert und effektiv! Wir wartetetn nie irgendwo länger als 15 Minuten bis wir mitgenommen wurden! Vom Fleischereikühlwagen über Laster, Transporter bis hin zum Mini-KA - jeder stoppte und fragte uns interessiert über unsere Reisepläne aus.
In den Reiseführern hatten wir zwar gelesen das viele Kosovaren deutsch sprechen, doch die Masse an gut bis sehr gut deutsch Sprechenden erstaunte uns immer wieder auf´s Neue! Im Kontakt mit den Einheimischen (in unserem Falle fast ausschließlich Kosovoalbaner) genossen wir deren Offenheit, ehrliches Interesse und die Gastfreundschaft, die uns so manch traditionelles Essen und den Einblick in den Lebensalltag der Kosovaren bescherte. Diese "Balkan-Mentalität" wirkte deutlich entspannter und offener als man das manchmal von Deutschland so gewohnt ist... hier scheint viel über den Zufall und Spontanität zu funktionieren, und: es funktioniert erstaunlich gut!

"Borderline" - in unserem Falle keine psych. Störung, sondern Wandergebiet...
Von Peja am Fuß der Berge entlang der Rugovaschlucht fuhren wir zum Ausgangspunkt unserer ersten 4 tages Kammwanderung  entlang der montenegrischen und albanischen Grenze. Abgekämpft beim Aufstieg am steilen Berg überrascht uns aus dem Nichts ein alter Mercedes Bus samt Schulklasse. Wir dürfen einsteigen. Der Bus quält sich im Schritttempo vom Regen ausgespühlte Schotterwege entlang und kommt kurz vor dem Ziel der Gruppe zum Erliegen... wir springen schnell mit den Schülern aus dem rückwärts die Serpentine hinabrollenden Gefährt und laufen das restliche Stück zum Bergcamp. Dort verbringen wir mit unglaublich laut feierenden Jugendlichen die nächste Nacht.


Ab dem nächsten Morgen "verschlucken" uns die einsamen Berge der alban. Alpen im Grenzgebiet! Wir erleben atemberaubende Natur, ohne die nächsten 4 Tage auch nur eine Menschenseele zu treffen. Überwiegend über 2000m Höhe befinden wir uns zwar oberhalb der Baumgrenze, glücklicherweise zur besten Erntezeit aber nicht oberhalb der Heidelbeergrenze :-) ! Ein rotes Paradies voller Heidelbeersträucher zieht sich über die Berg/Weideflächen! wir tauchen ein, wandern, genießen...! Den Streckenverlauf unsere Tour seht ihr hier:  )


Angekommen grenznah (ohne Kontrollen an der grünen Grenze :-) ) im albanischen Dorf Padeshi werden wir von Besnik und Familie entdeckt und müssen bleiben! Um 8 Uhr morgends werden wir vom Zelt abgeholt: es gibt Frühstück!! :-)))
Irritierend wirkt das neue Haus der Familie aus Beton neben dem Bretterverschlag, der als Küche dient.... Ein einsames Dorf im albanischen "Nirgendwo", dessen sich selbst versorgende Bewohner nicht verstehen können warum ich nicht bei Facebook angemeldet bin...!!! Verrückte Kombination aus Armut, Tradition und Moderne!












Packrafting in Nordalbanien

Nachdem wir unsere Boote in Rahovec geholt haben beginnt die zweite 4 Tages-Tour: Packrafting rund um den Koman und seinen Zuflüssen im Berggebiet des albanischen Norden!
Wir paddeln mit 2 Packrafts zu Viert entlang des türkis schimmernden fjordähnlichen Komanstausee´s bis zur auserwählten Stelle, wandern und klettern hoch in die Berge. Hier heißt das Abenteuer Navigation. Wir verbinden Reste traditioneller Wege mit natürlichen Geländegegebenheiten (Pässe und Kämme) um zum nächsten Zufluss zu kommen, dessen türkisfarbenes Wasser uns verzaubert. 2 Tage kostet uns die Strecke von 35 km und 2500 Höhenmeter. Am Shala und auf dem Lesnica lassen wir uns wieder zurück zum Koman "spülen". Wir nehmen die Fähre zurück (für uns stoppte sie ausnahmsweise nicht an den unauffindbaren Pfaden in den Steilhängen des Ufers sondern mitten auf dem Stausee -vom Boot ins Boot). Genauer Streckenverlauf  hier.

Die Kosovaren und Albaner die wir treffen scheinen unsere Freude am Wandern nur schwer nachvollziehen zu können... lieber laden sie uns ein zu bleiben, die Fähre zurück zu nehmen, aber sich doch nicht über den Berg zu quälen... "warum nur???"
Neben lauschigen kleinen Bergdörfern entdecken wir in dem nördlichsten Zipfel der alban. Alpen auch unbewohnte Siedlungsreste, wundervolle Aussichten und eine Haschisch-Plantage...

Abschied mit Balkanfeeling
Den Abschluss unserer 2 wöchigen Reise bildete der Besuch der südlichen kosovarischen Stadt Prizren, die mit ihrer ethnischen Vielfalt einem zweiten Jerusalem gleicht. Vom Krieg überwiegend verschont, hat dieser Ort historische Architektur zu bieten und strahlt städtisches, fast schon westliches Flair aus. Wir genießen den Kontrast zu den letzten einsamen Tagen, testen die unzählig angebotenen Kulinaria uns lassen die äußerst verschiedenartig wirkenden Menschen und Kulturen auf uns einströmen.











Am letzten Abend zieht es uns doch aber wieder nach Rahovec, dem eher dörflich wirkenden Ort, an dem unsere Reise begann. Wir überraschen Sebastian und Sarah am Abend, lassen gemeinsam unsere Bilder und Erlebnisse revue passieren und genießen den Ort, die Gesellschaft und die Gepräche! Vielen Dank an Euch, Sebastian und Sarah!










Resümee für uns ist Folgendes:
Der Kosovo ist auf jeden Fall eine Reise wert - wenn nicht sogar zwei! Ohne vorherige Informationen und Recherche über die Entstehung und Vergangenheit dieses jungen Staates würde man nicht unbedingt mitbekommen was dort vor 10 jahren geschah. KFOR und EU-Lex Polizei sieht man nur noch wenig. Die Lage ist stabil. Wir erfahren in Gesprächen mit der EU-Lex, dass größtenteils die Internationalen und die Jobs der Einheimischen aus der EU-Kasse den derzeit wichtigsten wirtschaftlichen Faktor im Lande ausmachen.
Keine Frage: es bleibt noch viel zu tun, ob in Sachen Müllentsorgung oder aber auch "Ankurbeln" der Wirtschaft!
Dennoch stellen wir für uns einmal wieder fest: es lohnt sich immer in ein Land zu fahren und es zu entdecken, wo sonst kein Tourist hinfährt! Dort lernt man in jedem falle Ursprünglichkeit und Tradition kennen, sowie in unserem Falle atemberaubende Natur!

Weitere Infos:

http://www.auswaertiges-amt.de

http://www.mapsofbalkan.com/

http://www.packrafting.de/

1 Kommentar:

  1. Good morning how are you?

    My name is Emilio, I am a Spanish boy and I live in a town near to Madrid. I am a very interested person in knowing things so different as the culture, the way of life of the inhabitants of our planet, the fauna, the flora, and the landscapes of all the countries of the world etc. in summary, I am a person that enjoys traveling, learning and respecting people's diversity from all over the world.

    I would love to travel and meet in person all the aspects above mentioned, but unfortunately as this is very expensive and my purchasing power is quite small, so I devised a way to travel with the imagination in every corner of our planet. A few years ago I started a collection of letters addressed to me in which my goal was to get at least 1 letter from each country in the world. This modest goal is feasible to reach in the most part of countries, but unfortunately it’s impossible to achieve in other various territories for several reasons, either because they are countries at war, either because they are countries with extreme poverty or because for whatever reason the postal system is not functioning properly.

    For all this I would ask you one small favour:
    Would you be so kind as to send me a letter by traditional mail from Kosovo? I understand perfectly that you think that your blog is not the appropriate place to ask this, and even, is very probably that you ignore my letter, but I would call your attention to the difficulty involved in getting a letter from that country, and also I don’t know anyone neither where to write in Kosovo in order to increase my collection. a letter for me is like a little souvenir, like if I have had visited that territory with my imagination and at same time, the arrival of the letters from a country is a sign of peace and normality and a original way to promote a country in the world. My postal address is the following one:

    Emilio Fernandez Esteban
    Avenida Juan de la Cierva, 44
    28902 Getafe (Madrid)
    Spain

    If you wish, you can visit my blog www.cartasenmibuzon.blogspot.com, where you can see the pictures of all the letters that I have received from whole World.

    Finally I would like to thank the attention given to this letter, and whether you can help me or not, I send my best wishes for peace, health and happiness for you, your family and all your dear beings.

    Yours Sincerely

    AntwortenLöschen