Donnerstag, 13. Oktober 2011

Irgendwo im Kosovo ...

Soo, hallo ihr Lieben,


nachdem der Blog jetzt einige Zeit  geklemmt hat, wieder etwas Öl fürs Getriebe, ein paar Infos über Leben und Geisteszustand in der neuen Welt, unterstützt mit eigens angefertigten Lichtbildaufnahmen, um ein wenig zu vermitteln, wie das Kosovo aussieht, wie das ganze drumrum aussieht, wie wir jetzt aussehen.




Da wo wir wohnen:
Rahovec/Orahovac hat wie der Kosovo an sich seinen ganz eigenen Charme. Gezeichnet durch den Krieg vor zehn Jahren musste die Stadt fast komplett neu aufgebaut werden. Die Meinungen im Volk darüber, ob die Rahovecer dabei faul oder nicht faul waren, gehen zwar weit auseinander. Doch muss ich sagen, dass Rahovec im Vergleich zu anderen Städtchen in der Umgebung bereits wieder sehr kompakt und lebendig wirkt. Es gibt einige kleine Läden, Cafes und Bars, die genügend Raum für ausgiebigen Plausch zu Käffchen und Kippchen bieten. Auf den Straßen wird täglich Frisches von den Feldern verkauft, wobei hier die Qualität der Tomaten (alb: domato/serb: paradajz), Melonen (alb: bostan/serbisch: lubenica) und natürlich des Rahovecer Weines (vino – international) deutlich hervorgehoben werden muss.

Das is unsre Bude, das gesamte untere Stockwerk gehört uns, über uns wohnt unsere allzeit überaus besorgte Vermieterin Miriana. Ihre Stimmung schwankt zwischen intensiven mütterlichen Umarmungen, sentimentalen Anfällen und halbcholerischen Ausrastern. Überaus vorteilhaft ist Mirianas Stimmlage (eine Mischung aus Darth Raider und Horst Schlämmer), sodass man vor ihrer Anwesenheit und ihrer entsprechenden emotionalen Situation rechtzeitig gewarnt wird.

Der Weg von der Arbeit nach Hause führt ins obere Stadtteil:
Der obere Stadtteil Orahovac: nach ner halben Stunde bergauf latschen kommst man hier an. Die Dichte serbischer Autokennzeichen nimmt hier schlagartig zu, gezahlt wird mit Dinar, begrüßt wird sich mit Zdravo. 

Das Bankenviertel im unteren Stadtteil Rahovec: Bei der Banka Ekonomike  gibt es Beratung an frischer Luft. Im Angebot: günstige Bausparverträge. Links im Hintergrund die Partymeile Rahovec‘ mit Barcode und Da House, wo es samstäglich frischen House und Rap aus Amerika auf die Ohren gibt. (Natürlich läuft auch mukke aus dem landeseigenem Musikbestand, doch die Verehrung von 50 Cent, Snoop Dog plus die ganzen R'n'B- Größen ist doch sehr auffällig)

Dieses Bild ist geschossen aus einem Cafe an der einzigen Kreuzung mit Ampel, die dort als mehr Empfehlung für 13 Jährige Autofahrer steht, die zwar keinen Führerschein besitzen, aber doch - falls das Lenkrad nicht die Sicht versperrt - Rot und Grün unterscheiden können. (Es gibt auch wirklich einige, die sich an die Ampel halten, und nicht alle, die Auto fahren sind 13 Jahre alt!) Bei genauerer Betrachtung der Fahrzeuge und Fassaden im Hintergrund lässt sich auch erahnen,  in welcher  Zerrissenheit das Land sich momentan befindet.



 Umland von Rahovec:
Dieses Bild habe ich im Bestshotmodus „Sonnenuntergang“ meiner ehrwürdigen Casio-Digitalkamera geschossen.  Mehr kann ein Motiv die sehr eigene Schönheit des Kosovos nicht beschreiben. Angucken!


Da wo wir auch schon waren:

Wenn man schon mal hier ist, dann muss man auch ein bisschen von der Welt sehen. Das Kosovo und allgemein der Balkan bieten jede Menge herrliche Ziele, die zu großen Teilen noch besichtigt gehören (hab ich gehört). So versuchen wir doch unsere Wochenenden und Urlaubstage intensiv zu nutzen, um ein bisschen rauszukommen, andere Orte, andere Leute kennenzulernen und unsere erworbenen Sprachkenntnisse gezielt einzusetzen.

Skopje:

Skopje bei Tag:

Rechts auf dem Berg steht ein riesengroßes Kreuz, welches nachts leuchten kann, und von nahem verdammt hässlich aussieht. Dennoch verfehlt es seine Wirkung nicht und prangt nun seit einiger Zeit über das von Muslimen und Christen gleichsam bewohnte Skopje. Deswegen ist es nur gerecht, dass es nachts auf der gegenüberliegenden Seite täglich den aufgehenden Mond zu bestaunen gilt (der geht dort aber schon immer auf).

Skopje bei Nacht:
schön ist es! und hat auch subkulturell einiges zu bieten.























Prizren:

 Auf dem Weg zur  Burg: versucht man den direkten Weg von Stadtzentrum nach Burg zu nehmem, wird man dort nicht ankommen. Anstatt dessen gelangt man in ein ehemaliges jetzt abgebranntes serbisches Viertel. Die Ruinen werden wir nicht nocheinmal besteigen. Es können noch einige Minen aus vergangenen Tagen dort schlummern. Das erfuhren wir jedoch erst danach, anstatt dessen stampften wir ausgerüstet mit Pfefferspray, aus Angst vor Schlangen durch den verbrannten Dschungel.


Nachdem wir uns völlig verloren haben, obwohl das Ziel doch sichtbar vor Augen lag, und wir dann auf konventionellen Wegen zu unserem Ziel (Burg) gewandelt sind, empfing uns neben der brütenden Hitze eine klasse Aussicht über Prizren, ach was das halbe Kosovo.












Streetart in Prizren: das Filmfestival in Prizren bietet jedes Jahr die Möglichkeit Filmproduktionen aus ganz Europa zu schauen. Das Dokufest lockte dieses Jahr auch einige Streetartkünstler aus den verschiedensten Ecken der Welt, welche sich zusammen mit den lokalen Artisten in den Straßen verwirklichen konnten.
Dieses Exemplar ist zwar nicht vom Dokufest, es besticht jedoch durch ausergewöhnliche künstlerische Impulsivität und Farbgebung. 
Das Mahala in Prizren: beliebtes Fotomotiv für Reiseführee. Ist auch in echt schön.













Auf dem Highway:
  


 
Taxi Tetris:
7 Kilometer, ein Taxi, 9 arme Touris, 10 Euro












Kuscheln im Fünfsitzer - der Audi (scheiß egal welche Klasse) bot zwar nicht so viel Platz, aber jede Menge Spaß!






... to be continued!

 Da wo wir arbeiten:


Nachdem wir die ersten drei Wochen im Lande nutzen konnten um anzukommen, die ersten Brocken fremde Sprache aufzuschnappen, und es in unseren Gastfamilien gutgehen lassen konnten hieß es dann ran an den Speck! Angefangen mit Schulpräsentationen, Organisieren von wöchentlichen Kursen, mal schnell eine Rede aufm Weinfest halten, auch wenn keiner weiß wo, wann und vor allem auf welcher Sprache, bis hinzu Organisieren von Ausflügen und Austäuschen ist alles dabei. Ansonsten steht halt das tägliche Rumhängen mit den Jugendlichen im Jugendzentrum auf der Tagesordnung, Tischtennis zocken und dabei albanischen Sprechgesang  anhören. Das ist manchmal ziemlich entspannt, ist aber im Angesicht der immer gleichen Playlist, die über eine ächzende Anlage mit verranzten Monitoren -die prinzipiell nur laut können- dudelt, auch für das geschulte Raverohr grenzwertig. (Mama, ich verstehe dich jetzt!) Joa, das soll erst mal für einen kurzen Einblick in unsere Arbeitswelt reichen, näheres gibt’s dann später in der nächsten Fuhre. 

Wir wünschen euch eine schöne Zeit aus dem jetzt langsam auch verregnetem Kosovo!

Lasst es euch gut gehen und lasst mal hören wie es euch so geht!

Sarah&Sebastian.


2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Es ist erfrischend, von Euren Erlebnissen und persönlichen Eindrücken zu lesen. Und schön sind auch die Bilder.
    Vielen Dank und weiter alles Gute!

    AntwortenLöschen